Stuttgart (25.11.25) – Der EU-Neuwagenmarkt legte auch im Oktober zu: um knapp sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von den 27 EU-Ländern verzeichneten 20 im Oktober steigende Neuzulassungen. Damit liegt der Neuwagenabsatz im bisherigen Jahresverlauf, also im Zeitraum Januar bis Oktober, um 1,4 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Insgesamt bleibt damit das Absatzniveau in der EU allerdings sehr deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im Jahr 2019 wurden im Zeitraum Januar bis Oktober in der EU 18 Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im laufenden Jahr. In absoluten Zahlen liegt die Lücke bei fast 2 Millionen Pkw.
„Die gute Nachricht ist, dass sich der europäische Neuwagenmarkt inzwischen stabil aufwärts entwickelt – allerdings von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau“, sagt Constantin M. Gall, Global Aerospace, Defence and Mobility Industry Practice Leader bei EY. „Es spricht zudem nichts für eine echte und durchgreifende Markterholung. Wir sehen aufgrund der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin eine große Kaufzurückhaltung. Zwar ist der Ersatzbedarf nach mehreren Jahren mit einem sehr niedrigen Absatzniveau inzwischen sehr hoch, und das Durchschnittsalter der Autos auf Europas Straßen steigt stetig. Aber Unternehmen und Privatleute bleiben beim Neuwagenkauf sehr zurückhaltend. Dafür sorgen die schwache Konjunktur, hohe Neuwagenpreise, große politische Unsicherheiten und zunehmende Arbeitsplatzsorgen.“
Pkw-Neuzulassungen in der EU (jeweils Januar bis Oktober) in Tausend
Während sich der Gesamtmarkt im laufenden Jahr auf niedrigem Niveau nur leicht aufwärts entwickelt, gibt es durchaus relevante Veränderungen bei den Marktanteilen der Konzerne: Im bisherigen Jahresverlauf konnten von den größeren Autokonzernen vor allem Renault, BMW und Volkswagen überdurchschnittlich stark wachsen und Marktanteile gewinnen, während insbesondere Stellantis, Toyota, Hyundai und Tesla Marktanteile abgegeben haben.
Insgesamt legten die Pkw-Neuzulassungen der drei deutschen Autokonzerne in den ersten zehn Monaten des Jahres um 4,9 Prozent zu – bei einem Anstieg des Gesamtmarktes um 1,4 Prozent. Ihr gemeinsamer Marktanteil stieg damit von 38,4 auf 39,7 Prozent.
Der Elektroauto-Pionier Tesla verzeichnete im Oktober einen deutlichen EU-weiten Absatzrückgang und Marktanteilsverluste. Nachdem das Absatzminus im September nur 19 Prozent betragen hatte, weitete es sich im Oktober auf 48 Prozent aus. Der Tesla-Anteil am Elektro-Markt schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresmonat von neun auf drei Prozent.
Elektroautos legen kräftig zu
Wie schon in den Vormonaten stieg der Absatz von Elektroautos auch im Oktober deutlich zweistellig. EU-weit stiegen die Elektro-Neuzulassungen um 39 Prozent, die meisten – 20 von 27 – EU-Ländern verzeichneten steigende Neuzulassungen von Elektroautos. Ihr Marktanteil stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat von 14,4 auf 18,9 Prozent.
„Inzwischen ist klar: Der Hochlauf der Elektromobilität wird sich über einen langen Zeitraum hinziehen, wir werden noch viele Jahre ein Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos sehen“, erwartet Gall. „Der Elektroantrieb wird zwar weiter Marktanteile gewinnen, aber selbst bei einer jährlichen Wachstumsrate von 20 Prozent dürften Elektroautos erst in etwa sieben Jahren, also im Jahr 2032 den Marktanteil von 50 Prozent überschreiten. Das sogenannte Verbrennerverbot – also die EU-Vorgabe, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen – wird vor diesem Hintergrund an die Realität angepasst werden müssen“, erwartet Gall. „Wir sehen an vielen Stellen eine Renaissance des Verbrenners – insbesondere in Form von Hybrid Modellen. Fakt ist: Die Zukunft wird deutlich technologieoffener ausfallen als noch bis vor kurzem vor allem von Seiten der Politik beschworen“, sagt Gall. „Denn der Erfolg der Elektromobilität lässt sich nicht erzwingen. Elektroautos müssen den sich für die Hersteller und die Käufer rechnen und sie müssen in punkto Reichweite, Ladedauer und Preis überzeugen. Bislang ist das offenbar noch nicht in ausreichendem Maß der Fall – trotz erheblicher staatlicher Subventionierung.“ Am Ende bewahrheitet sich die alte Weisheit: Der Markt weiß am besten, was die passende Lösung für die individuellen Kundenbedürfnisse ist, und Unternehmen waren, sind und werden die entsprechenden besten Lösungen finden, wenn sie nicht durch Dogmatismus und ideologisch geprägte Politik darin behindert werden“.
Für das kommende Jahr rechnet Gall mit weiter moderat steigenden Absatzzahlen von Elektroautos: „Das Wachstum dürfte angetrieben werden zum einen von neuen Modellen im oberen Preissegment mit 800-Volt-Technik und sehr kurzen Ladezeiten – interessant vor allem für Dienstwagenfahrer, die etwa in Deutschland dank Steuervorteilen für E-Autos eine sehr wichtige Zielgruppe sind. Vor allem aber werden neue elektrische Einstiegsmodelle die E-Mobilität erschwinglicher machen und neue Käufergruppen erschließen können.“
Bereits heute ist ein neu auf den Markt gekommenes Elektro-Einstiegsmodell der Bestseller in Westeuropa: Der Skoda Elroq, der seit diesem Jahr ausgeliefert wird, lag im Oktober in den zwölf westeuropäischen Ländern, für die entsprechende Daten verfügbar sind, mit knapp 9.200 Neuzulassungen auf dem ersten Platz im Ranking der meistzugelassenen Elektroautos. Dahinter liegt der ebenfalls neu auf den Markt gekommene Renault R5 mit knapp 7.000 Neuzulassungen – von denen allerdings zwei Drittel auf Frankreich entfielen. Auf den Rängen drei bis fünf platzieren sich drei Modelle von Volkswagen: Der VW ID.4/5, der VW ID.7 und der VW ID.3.
Top-5-Elektroautos in Westeuropa* im Oktober 2025
| Skoda ELROQ | 9.157 |
| Renault R5 | 6.984 |
| VW ID.4/5 | 6.152 |
| VW ID.7 | 5.845 |
| VW ID.3 | 5.781 |
*Zahl der Neuzulassungen basierend auf Zahlen aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien
Elektro-Marktanteil bleibt im Osten Europas weiterhin sehr niedrig
Als Elektro-Musterknaben erwiesen sich auch im Oktober vor allem die Länder in Nordeuropa und die Benelux-Länder. In vielen anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin 13 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Oktober unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos weiterhin in den ost- und südosteuropäischen Ländern: In Kroatien lag er im Oktober z.B. bei vier Prozent, in der Slowakei, Italien und Tschechien bei jeweils fünf Prozent. Insgesamt stieg der Marktanteil von Elektroautos in den ost- und südosteuropäischen Ländern im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat von 4,6 auf 7,8 Prozent.
In den skandinavischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit: Norwegen wies im Oktober mit 97 Prozent den mit Abstand höchsten Marktanteil von Elektroautos in Europa aus. Dahinter folgen Dänemark mit 72 Prozent, die Niederlande (40 Prozent) sowie Schweden und Finnland (jeweils 36 Prozent). In den skandinavischen Ländern insgesamt (einschließlich des Nicht-EU-Lands Norwegen) stieg der Elektro-Marktanteil im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat von 43 auf 58 Prozent.
Plug-in-Hybride legen stark zu
Noch stärker als bei Elektroautos stiegen die Neuzulassungen bei Plug-in-Hybriden, die EU-weit sogar um 43 Prozent zulegten, der Marktanteil stieg von 7,8 auf 10,5 Prozent. Die höchsten Marktanteile erzielten Plug-in-Hybride im Oktober in Schweden (30 Prozent) und den Niederlanden (21 Prozent). Der kombinierte Marktanteil beider elektrischen Antriebsarten (BEV und PHEV) war in Dänemark (72 Prozent), Schweden (66 Prozent) am höchsten unter allen EU-Ländern.