Stuttgart (28.10.25) – Der EU-Neuwagenmarkt legte im September relativ deutlich zu: um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit liegt der Neuwagenabsatz im bisherigen Jahresverlauf, also im Zeitraum Januar bis September, um 0,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Zu dem Plus im September könnte ein zusätzlicher Verkaufstag im Vergleich zum Vorjahresmonat beigetragen haben.
Insgesamt bleibt damit das Absatzniveau in der EU allerdings sehr deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im Jahr 2019 wurden im Zeitraum Januar bis September in der EU 19 Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im laufenden Jahr. In absoluten Zahlen entspricht das einem Minus von nahezu 1,9 Millionen Pkw.
„Auch wenn sich die Zahl der Neuzulassungen zuletzt etwas erholt hat und wir im Gesamtjahr 2025 wohl leicht über dem sehr niedrigen Vorjahresniveau liegen werden, bleibt der Neuwagenmarkt im Krisenmodus. Die Nachfrage nach Neuwagen ist gering, eine positive Trendwende ist nicht in Sicht“, sagt Constantin M. Gall, Global Aerospace, Defence and Mobility Industry Practice Leader bei EY. „Wir sehen weiterhin eine große Kaufzurückhaltung. Das liegt an den schwierigen Rahmenbedingungen: Schwache Konjunktur, hohe Neuwagenpreise, große politische Unsicherheiten, zunehmende Arbeitsplatzsorgen. In solch schwierigen Zeiten treten Privatleute und Unternehmen bei größeren Anschaffungen auf die Bremse.“
Während sich der Gesamtmarkt im laufenden Jahr auf niedrigem Niveau eher seitlich bewegt, gibt es durchaus relevante Veränderungen bei den Marktanteilen der Konzerne: Im bisherigen Jahresverlauf konnten von den größeren Autokonzernen vor allem Renault, BMW und Volkswagen überdurchschnittlich stark wachsen und Marktanteile gewinnen, während insbesondere Toyota, Stellantis, Hyundai und Tesla Marktanteile abgegeben haben.
Insgesamt legten die Pkw-Neuzulassungen der drei deutschen Autokonzerne in den ersten neun Monaten des Jahres um 4,4 Prozent zu – bei einem Anstieg des Gesamtmarktes um 0,9 Prozent. Ihr gemeinsamer Marktanteil stieg damit von 38,2 auf 39,5 Prozent.
Der Elektroauto-Pionier Tesla verzeichnete zwar auch im September einen EU-weiten Absatzrückgang und Marktanteilsverluste, diese fielen aber weniger deutlich aus als in den vergangenen Monaten. So schrumpften die Tesla-Neuzulassungen im September in der EU um 19 Prozent, im bisherigen Jahresverlauf hingegen um 39 Prozent. In einigen wichtigen westeuropäischen Märkten wie Spanien, Großbritannien oder Norwegen stiegen die Tesla-Neuzulassungen sogar.
Elektroautos legen nach Vorjahresminus wieder zu
Auf den ersten Blick erfreulich entwickelt haben sich im September die Neuzulassungen von Elektroautos, die um 20 Prozent zulegten. Damit fiel das Wachstum allerdings etwas niedriger aus als im bisherigen Jahresverlauf: Im Zeitraum Januar bis September 2025 lagen die Elektro-Neuzulassungen um 24 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Außerdem zeigt sich in der Mehrjahresanalyse, dass der E-Auto-Absatz in der EU im laufenden Jahr zwar 24 Prozent über dem Vorjahresniveau liegt, aber nur 17 Prozent über dem Wert von 2023. Über den Zweijahreszeitraum ergibt sich daraus eine jährliche Wachstumsrate im Elektro-Segment von gerade einmal acht Prozent. Der E-Auto-Marktanteil liegt im laufenden Jahr mit 16,1 Prozent zudem nur geringfügig über dem Vergleichswert von 2023, der 14,0 Prozent betrug.
„Der Absatz von Elektroautos erholt sich aktuell nach dem Rückgang im Vorjahr, aber dieses Wachstum ist teuer erkauft: mit staatlichen Subventionen – etwa Kaufprämien oder Steuererleichterungen – und Rabatten aufseiten der Hersteller, die versuchen, Elektroautos in den Markt zu drücken, auch wenn sie damit wenig bis gar kein Geld verdienen“, sagt Gall. „In Deutschland wird der Elektromarkt zudem vor allem angetrieben von Eigenzulassungen der Hersteller und Händler – die Neuzulassungen auf private Halter wachsen deutlich weniger stark als die gewerblichen Neuzulassungen.“
„Die Branche hatte mit einer deutlich stärkeren Nachfrage und höheren Wachstumsraten gerechnet. Inzwischen ist klar: Wir werden noch viele Jahre ein Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos sehen“, erwartet Gall. „Der Elektroantrieb wird zwar weiter Marktanteile gewinnen, aber selbst bei einer jährlichen Wachstumsrate von 20 Prozent dürften Elektroautos erst in etwa sieben Jahren, also im Jahr 2032 den Marktanteil von 50 Prozent überschreiten. Das sogenannte Verbrennerverbot – also die EU-Vorgabe, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen – ist angesichts dieser Entwicklung nicht mehr haltbar und dürfte relativ bald aufgeweicht werden“, erwartet Gall. „Man kann den Erfolg der Elektromobilität nicht erzwingen. Elektroautos müssen den sich für die Hersteller und die Käufer rechnen und sie müssen in punkto Reichweite, Ladedauer und Preis ein attraktives Angebot darstellen. Bislang ist das offenbar noch nicht der Fall.“
Elektro-Marktanteil bleibt im Osten Europas sehr niedrig
Als Elektro-Musterknaben erwiesen sich auch im September vor allem die Länder in Nordeuropa und die Benelux-Länder. In vielen anderen EU-Ländern sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein Nischenprodukt: In immerhin elf EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im September unter zehn Prozent.
Besonders niedrig ist der Marktanteil von Elektroautos weiterhin in den ost- und südosteuropäischen Ländern: In Kroatien lag er im September z.B. bei 3,8 Prozent, in der Slowakei bei 4,5 Prozent. Insgesamt stieg der Marktanteil von Elektroautos in den Ost- und Südosteuropäischen Ländern im September gegenüber dem Vorjahresmonat von 5,8 auf 7,9 Prozent.
In den skandinavischen und nordeuropäischen Ländern hingegen erfreuen sich Elektroautos großer Beliebtheit: Dänemark wies im September mit 73 Prozent erneut den EU-weit mit Abstand höchsten Marktanteil von Elektroautos auf – vor Finnland (43 Prozent) und Schweden (38 Prozent). In den skandinavischen Ländern stieg der Elektro-Marktanteil im September von 49 auf 52 Prozent.
Plug-in-Hybride legen stark zu
Noch stärker als bei Elektroautos stiegen die Neuzulassungen bei Plug-in-Hybriden, die EU-weit sogar um 65 Prozent zulegten, der Marktanteil stieg von 6,8 auf 10,3 Prozent. Die höchsten Marktanteile erzielten Plug-in-Hybride im September in Schweden (30 Prozent) und den Niederlanden (20 Prozent). Der kombinierte Marktanteil beider elektrischen Antriebsarten (BEV und PHEV) war in Dänemark (75 Prozent), Schweden (68 Prozent) und Finnland mit 62 Prozent am höchsten.