Frankfurt/Main (September 2025) – Die neue europäische Behörde AMLA (Anti-Money Laundering Authority) in Frankfurt hat vor kurzem ihren operativen Betrieb aufgenommen und will bis 2028 vollständig funktionsfähig sein. Sie wurde geschaffen, um in der EU effektiv, harmonisiert und kohärent gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (CFT) vorzugehen sowie Finanzkriminalität zu bekämpfen. Ihr kommt eine Schlüsselrolle in der Harmonisierung der Gesetzgebung der Europäischen Kommission zu, beispielsweise der sechsten Geldwäscherichtlinie (AMLD6), der Geldwäscheverordnung (AMLR) und der Verordnung zu Geldtransfers und Krypto-Assets.
Die Erwartungen der Politik und betroffenen Finanzdienstleister an die neue Aufsicht sind hoch. EY Deutschland hat zusammen mit der Finanzplatz-Initiative Frankfurt Main Finance (FMF) rund 50 Experten von mehr als 40 Banken, Neobanken, Zahlungsdienstleistern (PSPs), Versicherungen, Technologieunternehmen, Regierungsinstitutionen und Universitäten aus zehn europäischen Ländern befragt, was sie von der AMLA erwarten und wo sie Schwerpunkte für die Arbeit sehen. Der Report analysiert Herausforderungen, Chancen sowie Erfolgsfaktoren und gibt konkrete Empfehlungen für ein zukunftsfähiges AMLA-Ökosystem am Finanzplatz in Frankfurt.
„Die Befragten begrüßen die Etablierung der AMLA als einen wichtigen und transformatorischen Schritt im Kampf gegen Finanzkriminalität. Die AMLA hat die einzigartige Chance neue regulatorische und technologische Wege zu gehen, wenn sie Effektivität und Effizienz in den Vordergrund stellt“, sagte Oliver Behrens Präsident von FMF. „Für Frankfurt bietet die AMLA enormes Potenzial die Stadt noch deutlicher als regulatorischer Hub der EU zu etablieren und darüber hinaus als Technologie und Ausbildungsstandort zu wachsen. Wie das geht, zeigt die Studie.“
„Die neue Behörde wird als ein entscheidender Schritt hin zu mehr Transparenz und effektiverem Risikomanagement im europäischen Finanzsektor gesehen,“ ergänzt Helge Olsson, Partnerin von EY. „Die erfolgreiche Etablierung und künftige Schlagkraft der AMLA wird zudem davon abhängen, inwieweit moderne Technologien effektiv zum Zwecke des Datenaustausches und der Überwachung implementiert und Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Ressourcenverfügbarkeit adressiert werden können. Wenn dies gelingt, kann eine wirksame grenzüberschreitende AML/CFT-Überwachung künftig gewährleistet werden.“
Basierend auf den qualitativen Befragungen lassen sich sechs Themenfelder kondensieren, die initial und mit Vorrang angegangen werden sollten:
1. Regulatorische Klarheit: Die AMLA braucht klar definierte Aufgaben und Zuständigkeiten, so dass die Institute Vorgaben und Ziele verstehen, dies gilt vor allem hinsichtlich der Harmonisierung der AML-/CFT-Vorschriften und der Prävention von Finanzkriminalität. Besonders für kleinere Finanzinstitute sollte der regulatorische Rahmen so gestaltet werden, dass Compliance-Anforderungen mit vertretbarem Aufwand erfüllbar bleiben.
2. Qualifiziertes Personal ausbilden: Die Einstellung erfahrener Aufsichtspersonen mit praktischer Erfahrung im Bankwesen und in der Geldwäschebekämpfung ist von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig wünschen sich die Befragten, dass Universitäten damit beginnen, Ausbildungsprogramme und Zertifizierungskurse anzubieten in Zusammenarbeit mit AMLA, FIUs und Unternehmen.
3. Dialog statt Vorgaben: Die AMLA soll einen konstruktiven Austausch mit den überwachten Unternehmen pflegen. Die Interviewpartner betonten, dass sie es als notwendig ansehen, dass der Regulierer sich an bereits bestehenden und funktionierenden Best-Practice-Standards orientiert. Ihre Aufgabe ist es, die Interessengruppen anzuleiten und weiterzubilden, ein Umfeld der Zusammenarbeit zu fördern und zeitnah bei der Lösung technischer Probleme zu unterstützen.
4. Effektives Ökosystem schaffen: Die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, FIU und Finanzinstituten sowie die Unterstützung von Innovationen durch Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen und Start-ups sind unerlässlich, um ein leistungsfähiges Ökosystem zur Bekämpfung von Finanzkriminalität zu schaffen.
5. Technologie nutzen: Moderne Technologien wie KI und maschinelles Lernen zur Überwachung und Durchsetzung sollen genutzt und gefördert werden. Aufgabe der AMLA sollte werden, den unmittelbaren Zugang zu Transaktionsdaten zu erhalten und eine robuste technische Infrastruktur zu entwickeln, um effektiv und effizient Geldwäsche bekämpfen zu können.
6. Level-Playing-Field: AMLA bietet erstmals die Möglichkeit, bestehende Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten abzubauen. Der Gesetzgeber muss die Chance nutzen, Mindeststandards durchzusetzen und den „Flickenteppich“ länderspezifischer Vorschriften durch ein einheitliches Regelwerk zu ersetzen, um Diskrepanzen zu beseitigen und Lücken zu schließen, die bislang ausgenutzt werden können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Errichtung der AMLA eine Chance ist, die AML-Maßnahmen in ganz Europa zu stärken. Durch die Zentralisierung der behördlichen Aufsicht kann die AMLA die Herausforderungen angehen, die durch hochtechnisierte Kriminalität einerseits und fragmentierte Compliance-Praktiken andererseits entstehen, und dazu beitragen, das AML-Rahmenwerk insgesamt wirksamer zu machen. Dies stellt einen bedeutenden Schritt der EU zur Stärkung der Integrität des Finanzsystems dar. Die Chance zum befreienden real time Datenpooling sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.
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